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Neuigkeiten der Stadtteilschule Walddörfer


Volksdorf in der NS-Zeit – Stadtteilrundgang

Profil Interkulturelle Kommunikation Jg. 13

Am 14. September hatten wir die Gelegenheit, uns auf außergewöhnlich anschauliche Weise mit der NS-Vergangenheit Volksdorfs auseinanderzusetzen. Unter der fachkundigen Leitung von Ulla und Klaus Pietsch, einem Volksdorfer Lehrerehepaar im Ruhestand, suchten wir Orte auf, an denen Opfer des damaligen Systems, aber auch NS-Täter lebten bzw. leben.

Vor Ort erfuhren wir zahlreiche biographische Details der Protagonisten, darüber hinaus schlugen unsere Guides aber auch immer wieder den Bogen zu den damaligen (und heutigen) innen- und außenpolitischen Gegebenheiten und ideologischen Haltungen, so dass die Folgen der NS-Politik anhand der jeweiligen Einzelschicksale unmittelbar greifbar wurden.
Die Schicksale der drei exemplarisch betrachteten Opfer – aller wird inzwischen mittels eines Stolpersteins gedacht – sind vielfältig: Herbert Pincus, ehemaliger Schüler der Walddörfer Schule (heute WdG), war jüdischer Herkunft, wurde 1943 aus „rassischen“ Gründen deportiert und gilt seitdem als verschollen; Alfred Schär aus dem Wulfsdorfer Weg, Lehrer an einer Gehörlosenschule, gehörte dem politischen Widerstand an und wurde 1937 im KZ Fuhlsbüttel ermordet; Robert Liebermann, ein mehrfach dekorierter Weltkriegsveteran, der einer jüdischen Familie entstammte, wurde 1941, gemeinsam mit seiner „arischen“ Frau, aus seiner zwangsverkauften Villa Im Alten Dorfe 61 vertrieben und überlebte den Krieg.

Auf der Täterseite bildete die Straße Lerchenberg einen Schwerpunkt: Auf einem mittlerweile neubebauten Grundstück hielt sich nach Kriegsende Claus Göttsche, der zwischenzeitlich als Leiter des Judenreferats der Hamburger Gestapo maßgeblich für Deportationen verantwortlich war, versteckt, bevor er sich durch Selbsttötung einer Festnehme durch Britische Soldaten entzog. Nicht weit davon entfernt lebt der ehemalige SS-Mann Gerhard S., der an einem Massaker an der Zivilbevölkerung in Sant’Anna di Stazzema, einem Dorf in der Toskana, beteiligt war, von der deutschen Justiz aber nie dafür zur Verantwortung gezogen wurde. Ein detaillierterer Bericht über den Stadtteilrundgang erscheint in der nächsten PEPERONI.

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